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Nachschau: >>Mehr<< im Brenners 2019

Das Seminar für erfolgsorientierte Unternehmer – mit Get together am Vorabend!

Unternehmerseminar in Baden-Baden 2019

 

 

Get together am 07.04.2019

Es wird niemanden verwundern, dass auch dieses Jahr bei dem 39. Unternehmerseminar in Baden-Baden das Wetter – zumindest einigermaßen – mitspielte. Denn wir wissen: Petrus ist unser Freund. Nach sonniger Anreise trafen sich also die Teilnehmer und Referenten des Unternehmerseminars im wunderbaren Brenner’s Parkhotel, um beim Get together die ersten neuen Kontakte sowie die langjährigen Altkontakte zu begründen bzw. zu pflegen. Insgesamt über 50 Gäste konnten bei einer Weinverköstigung des Weinguts NÄGELSFÖRST aus Baden-Baden eine wunderbare Einleitung in das Seminar finden, geführt von den Inhabern des Weinguts, Herrn Alexander Schischek und seiner Tochter Stefanie Schischek, die uns ihre gelebte Nachfolge näherbrachten. Gekonnt untermalt wurde das Ensemble von Herrn Ingo Konrads, der mit seinen Anekdoten und Gedanken aus der Welt der Weine das Publikum erheiterte und die wunderbaren Weine des Weingutes ins rechte Licht rückte. Frau Dr. Viola Fromm moderierte den Abend wie auch den Folgetag mit gekonnter Professionalität, Charme und hohem Sachverstand sowie der Kunst, dass alle Teilnehmer sich als „Familienmitglieder des Unternehmerseminars“ fühlen konnten.

 

Unternehmerseminar am 08.04.2019

Hochmotiviert und ausgeruht trafen sich die Teilnehmer dann am Folgetag um 09.00 Uhr, um die vielen verschiedenen Impulse aus Politik und Wirtschaft aufzunehmen in der Hoffnung, diese im eigenen unternehmerischen Kontext fruchtbar machen zu können.

Den Einstieg übernahm Herr Dr. Andreas Fromm, der einen Bogen vom letzten Seminar zum aktuellen Seminar spannte und insbesondere herausstrich, dass bei aller Künstlicher Intelligenz das zwischenmenschliche Vertrauen das Fundament des menschlichen und damit wirtschaftlichen Miteinanders sei und die Berechtigung des Menschen in einer technisierten Welt darstelle. Dies könne KI nicht ersetzen. In diesem Vertrauen stecke die Kraft des Wirtschaftens, weswegen auch die derzeitige chinesische „Entindividualisierung“ durch höchste Überwachung und Indoktrinierung mit Sorge zu betrachten sei.

In einer kurzen Vorausschau des Kommenden griff Herr Dr. Fromm aktuelle Themen aus Wirtschaft, internationalem politischen Umfeld, Brexit und Seidenstraße sowie Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit der Anlagen und Transaktionen heraus, um sein Entré durch den Hinweis auf die wichtigen Schlüsselqualifikationen im unternehmerischen Kontext sowie die Datensicherheit abzuschließen.

Nach der Eröffnung konnte Herr Wolfgang Bosbach dem Zuhörer erneut mit seiner grandiosen Rhetorik und charmanten Art viele Einblicke in die politische Welt geben. Er eröffnete sein Plädoyer mit der Frage, ob es sinnvoll sei, alles was technisch möglich sei, auch tatsächlich gesellschaftlich zu wollen. Mit Blick auf das „Bell-Projekt“ rief er in Erinnerung, dass man in Deutschland glücklich sein müsse, dass man ein so starkes und freies Land habe, dessen guter Ruf weltweit vorauseile. Die legitime positive Grundeinstellung sei leider allzu häufig von der kritischen Selbstbetrachtung in Deutschland überlagert. Insbesondere mit dem Mauerfall hätte Deutschland doch einen Glücksfall erlebt, nämlich eine glückliche „Revolution“, die zum Erfolg der heutigen Bundesrepublik beigetragen habe. 70 Jahre Bilanz der BRD zeigten: Es gab nur wenige Rezensionsjahre, dafür viele Erfolgsjahre. Da sei die schwermütige und kritische Grundstimmung in Deutschland schwierig zu verstehen, auch bei Entscheidungsprozessen im Politischen, wie beispielsweise der Immobiliennot in Berlin oder der Energiewende: Wie könne es sein, dass einerseits nach Wohnraum gerufen werde, andererseits Bauprojekte, die ressourcenschonende Kompromisse darstellten, verhindert würden? Wie könne es sein, dass alle Windkraft wollten, aber gegen die Verlegung von Trassen seien? Auch die neuen Parameter im Parteiensystem griff Herr Bosbach auf mit der Erkenntnis, dass die GROKO keine garantierte Notlösung mehr sei. Hier müsse darauf geachtet werden, die Wähler in der Mitte bei den großen Volksparteien zu halten. Dem Rechtspopulismus – auch in Europa – müsse man energisch entgegentreten. Die EU sei das wichtigste Projekt der Gegenwart, deren Scheitern alle Mitgliedstaaten in die globale Bedeutungslosigkeit katapultieren würde. Richtung England formulierte er, dass er bedaure, dass alle Verantwortlichen, die den Brexit beschleunigt hätten, sich aus der Verantwortung verdrückt hätten, und sich nunmehr das Parlament im „Nein“-Sagen verfestige. Dies sei aber keine Lösung. Insbesondere sei es keine Option, seitens der EU nachzugeben, da dies zu einer Erosion innerhalb der EU führen könnte mit der oben benannten Folge der wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit. Zum Abschluss rief er nochmals in Erinnerung, dass Europa in den alten Industriezweigen Weltklasse sei, mahnte aber auch an, dass die EU nicht verpassen dürfe, auch bei IT und Dienstleistung in die Weltspitze aufzusteigen, weswegen er dafür plädierte, in diesem Bereich in der EU Stärke und Einheit zu zeigen, um sich gegenüber den Größen dieses Marktes, insbesondere Amerika und China, durchzusetzen.

Nach dieser beeindruckenden politischen Ausrichtung übernahm Herr Folker Hellmeyer das Wort und präsentierte in gewohnt feuriger, intellektuell tiefgreifender und beeindruckend humorvoller Art einen Blick auf den Globalmarkt. Die derzeit diskutierte Möglichkeit der Enteignung von Wohnungen in Berlin sei eine Dose der Pandora, die in jedem Fall verschlossen bleiben müsse. Das Gut der Rechtssicherheit und Verlässlichkeit von Politik und Grundrechten stehe über dem Gebot, bezahlbaren Mietraum zu schaffen. Hier sei die Politik in der Pflicht, andere Lösungen für das Problem zu finden. Hinsichtlich der USA bemängelte Herr Hellmeyer, dass es seit 2008 keine Strukturreform gegeben habe, was die Stabilität in den USA gefährde. Den Vorstoß der USA, die WTO zu entmachten, kritisierte Herr Hellmeyer allerdings vehement, da die WTO das „Skelett“ des wirtschaftlichen, globalen Handelns sei, das zwar dynamisiert weiterentwickelt, allerdings nicht in Frage gestellt werden dürfe. Ebenso bemängelte er die Auswüchse der US-Außenpolitik gegenüber Deutschland hinsichtlich der energiepolitischen Ziele als Eingriff in die Souveränität des deutschen Staates, die so nicht akzeptiert werden können. Insbesondere solle sich die USA bewusst werden, dass sie nur noch 15 % Anteil an der Marktwirtschaft habe, erkannte dies aber auch als Grund dafür, dass die USA verstärkt in bilaterale Abkommen investiere, um die Stärke, die mit Blick auf die Weltwirtschaft gesunken sei, in bilateralen Verhandlungen auszuspielen. Hier folgte Herr Hellmeyer auch der Idee von Herrn Bosbach, die EU in jedem Fall stark zu machen. Dies sei weltpolitisch für die EU von größter Bedeutung. Im Kern sehe er aber trotzdem in der Entwicklung der USA durch Trump eine Disruption, die auch Chancen biete. Da die Evolution in den USA nicht funktioniert habe, sei die Disruption vor einer Revolution die letzte Chance, Strukturreformen herbeizuführen. Die Entwicklungen hätten immerhin den positiven Effekt, dass die politische Beteiligung erheblich gestiegen sei, und damit auch die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Dies habe weltpolitisch auch eine Öffnung in China bewirkt, die für alle Nationen, die sich daran beteiligten, neue Handelsmöglichkeiten eröffneten. Hinsichtlich England positionierte sich Herr Hellmeyer dahingehend, dass England nie in Europa angekommen sei und seit jeher mit Extrawünschen und Sonderbehandlungen eher zu Lasten aller anderen Mitglieder Teil der EU gewesen sei. Insofern sei der Brexit nachvollziehbar und durchaus ebenfalls als Chance zu beurteilen. Ein Verbleib in der EU sei für die EU schädlich, da die Stimmung zerstörerisch sei. Der Austritt aus der EU dürfte zu einer Verlagerung der Wertschöpfung auf den Kontinent führen, und damit die Verluste des Exports kompensieren oder gar überkompensieren. Wichtig sei allerdings, dass die EU außenpolitisch stattfinde. Eine politische EU müsse aufgebaut werden, die weltpolitische Bedeutung habe. Die EU sei mehr als die Summe ihrer Mitglieder. Immerhin liege in der EU 60 % des innovativen Kapitalstockes, mit Ausnahme von Künstlicher Intelligenz und Biotech, bei gerade mal 4,6 % der Weltbevölkerung.

Dies sei seine Stärke, die es auszubauen gelte. Insbesondere sei es wichtig, dass die EU eine eigene Infrastruktur aufbaue, nicht zuletzt für die Entwicklung von KI und Datensicherheit. Es sei unverständlich, dass die 28 Mitgliedstaaten nicht eine einheitliche Stimme entwickeln könnten. Gerade für die BRD sei die EU sehr wertvoll, da die BRD überwiegend in den Binnenmarkt exportiere. Die erzielten Überschüsse seien Grund dafür, dass in Deutschland die jährliche Zinsbelastung um knapp 50 Milliarden EURO zurückgegangen sei, eben dem Betrag, der die schwarze Null ermögliche. Benötigt werde allerdings ein Europa der zwei Geschwindigkeiten, um eine Niveau-Erosion zu vermeiden. Asien sei deutlich fortschrittlicher beim Infrastrukturaufbau, weswegen Asien auch so erfolgreich sei. 70 % der Weltwirtschaft komme aus Asien, so dass hier die Freihandelsabkommen vorangetrieben werden müssten. Insgesamt könnten hier 1,5 Milliarden Menschen angebunden werden über die Infrastruktur, wenn die EU als verlässlicher Partner mitziehen würde. Die Marke „Verlässlichkeit“ sei allerdings beschädigt, wenn man sich zu stark in der Abhängigkeit der USA bewege. Dies zeigten verlorene Projekte in Russland. Hier sollte sich die EU emanzipieren. Und in Richtung Medien kritisierte Herr Hellmeyer, dass die Erfolge der EU zu wenig dargestellt würden. Man spräche ständig über die EU als Bremsklotz und Verwaltungsmonster, vergesse aber, die vielen positiven, gerade für Deutschland erheblich positiven Auswirkungen der EU darzustellen, nicht zuletzt die jahrzehntelange Friedenssicherung sowie die Sicherung der weltwirtschaftlichen Bedeutung. Mit Blick auf die USA sieht Herr Hellmeyer sorgenvoll, dass die Konsumverschuldung erheblich stärker steige als die Mittel der Löhne. Mit Blick auf China befürwortet Herr Hellmeyer deren Investitionen in Europa, wie beispielsweise den Aufbau der Seidenstraße und die Infrastruktur von Häfen. Er merkt auch an, dass bislang trotz der Investition kein Einfluss auf Politik genommen wurde, weswegen man die Skepsis vor der chinesischen Macht nicht überstrapazieren sollte. Hinsichtlich der Aktien sei der Markt derzeit strukturell unterbewertet, was sich in der Zukunft zeigen werde.

Nach diesem globalen Überblick übernahm Frau Britt Grüner von der UBS das Wort und referierte zur Anlagepolitik mit nachhaltigen Assets, sogenannten ESG(environmental-social-governance)-Papieren, die sich um Umweltthemen (Wasser/Abfall und Energie etc.), soziale Themen (Menschenrechte) und politische Themen (politischer Wettbewerb) kümmerten. Hier sei die Strategie entweder passiv möglich, durch Ausschluss gewisser Anlagepapiere, oder aber aktiv durch positive Integration von Wertpapieren. Die intensivste Form der Einflussnahme sei eine aktive Einflussnahme durch unmittelbare Beteiligung an Unternehmen, was allerdings für viele Anleger zu fordernd sei. Immerhin 80 % der institutionellen Anleger hielten die Integration von ESG ins Portfolio für wichtig, was gerade bei Anlegern zwischen 18 bis 34 deutlich werde.

Die Motive seien vielfältig, lägen aber insbesondere in der Erreichung eines gesellschaftlichen Nutzens (sustainable development goals, seitens der UN formuliert), der persönlichen Erfüllung und der Rendite. Denn die Rendite sei nachweisbar besser durch Ausschluss gewisser Papiere, umso mehr bei positiver Integration nachhaltiger Papiere. Insbesondere bildeten die nachhaltigen Investments die sogenannten „Megatrends“ der Gesellschaft ab, wie den Bevölkerungswachstum (mit einer Steigerung des Nahrungs- und Wasserbedarfs um 35 %), der fortschreitenden Urbanisierung und der Alterung der Bevölkerung. Hier seien die Märkte der Zukunft, die durch nachhaltige Investments vorangetrieben und in dem eigenen Anlageportfolio nutzbar gemacht werden könnten.

Im Nachgang dazu griffen Frau Dr. Viola Fromm und Herr Dr. Michael Fromm die psychologische und rechtliche Seite der sogenannten Unternehmenstransaktion auf und berichteten, insbesondere mit Blick auf eine große Transaktion, von den „do‘s and dont’s“ des Unternehmensverkaufs.

Nach einer Darstellung der einzelnen Schritte im Rahmen eines M&A-Prozesses – sei es an einem Bieterverfahren, sei es in einer Exklusivverhandlung – berichteten die Experten insbesondere von dem Kardinalfehler vieler Unternehmen, dass sie ihr Unternehmen vor Verkauf nicht richtig kennen würden. So sei es zwingende Voraussetzung, dass der potentielle Verkäufer die Historie seiner Gesellschaft und etwaiger Unterbeteiligungen kennen und belegen könne, um Schwierigkeiten im Verkaufsprozess zu vermeiden. Gerade eine Transparenz hinsichtlich etwaiger Betriebsgrundstücke, gewerblicher Schutzrechte, Mitarbeiterstrukturen, etc. sei unerlässlich im Vorfeld des Transaktionsprozesses, um den Verkaufsgegenstand „zu beherrschen“. Hierbei könne der verkaufswillige Unternehmer die (teilweise zwingende) Möglichkeit nutzen, das Unternehmen für den Verkauf fit zu machen, also im Vorfeld gegebenenfalls Umstrukturierungen anzustoßen, steuerliche Optimierungen vorzubereiten, Altlasten zu beseitigen, um so „die Braut“ ins beste Licht zu rücken. Hilfreich sei in gewissen Konstellationen auch die Begleitung durch einen M&A-Berater, der insbesondere mit Markt- und Branchenkenntnissen sowie einem Expertennetzwerk den Verkaufsprozess befördern könne. Hierbei sei allerdings eine enge Führung des Beraters und höchste Transparenz in der Kostenstruktur zu beachten. Der Unternehmer müsse in jedem Fall „Herr des Verfahrens“ bleiben und in jeder Phase des Verkaufs, also in der Vorbereitung der Transaktion, in der Auswahl der Begleiter, bei der Offenlegung von Unternehmensinterna, beim Umgang mit Kunden und Mitarbeitern sowie bei den Vertragsverhandlungen die Zügel in der Hand behalten. Ebenso wichtig sei es, dass der potentielle Verkäufer sich Gedanken dazu mache, ob es bei Scheitern des Verkaufsprozesses einen Plan B gebe, der auch bestenfalls bereits vorbereitet sein sollte, und wie es nach dem Deal weitergehen solle.

Die Überlegungen seien komplex und nicht ohne externe Hilfe zu bewältigen. Im Prozess selbst sei das Stichwort „Geheimhaltung“ das höchste Gut, das es mit allen Möglichkeiten zu bewahren gelte, gleichzeitig aber zu berücksichtigen sei, dass ohne Offenlegung von vertraulichen Daten ein Deal undenkbar ist. Im Rahmen der Vertragsverhandlungen sei dann der Fokus insbesondere auf die Kaufpreiszahlung sowie das Garantie- und Haftungssystem zu legen, um ein unschönes Erwachen nach Transaktion zu vermeiden. Gerade die steuerlichen Folgen müssten umfassend bedacht sein. Den Abschluss formulierten die erfahrenen Berater mit dem Hinweis darauf, dass jeder Verkaufsprozess eine eigene Dynamik habe, in der es in jedem Fall gelte, die Ruhe zu bewahren und sich nicht antreiben zu lassen.

Diese hervorragende Darstellung aus rechtlicher Sicht ergänzten Herr Peter Tsao-Adolphs und Herr Martin Sommer mit der finanzseitigen Brille unter Hinweis auf die Historie der Tätigkeit als M&A-Berater bei der West LB/Bayern LB. Sie strichen heraus, dass auch trotz Internationalität der Transaktion stets die Empfehlung gelte, Herr des Verfahrens zu bleiben, um den Prozess der Transaktion steuern zu können. Gerade bei der Unternehmensbewertung sei es wichtig, einen Erwartungshorizont aus Sicht des Verkäufers, aber auch aus Sicht des Käufers festzulegen. Hier gelte die Grundkenntnis, dass eine Unternehmensbewertung kein verbindlicher (einziger) Wert sei, sondern stets zu messen sei an dem, was ein Käufer bereit sei zu zahlen. Insofern sei insbesondere die Finanzierungsseite des Käufers zu berücksichtigen, aber auch der Umstand, ob Mehrheiten oder Minderheiten erworben werden sollen. Einen Überblick verschafften die beiden Herren, indem sie das Ertrags- und das Substanzwertverfahren mit seinen spezifischen Fragestellungen zur Ermittlung des Cash-flows, zur Determination der Abzinsungsparameter sowie das gängige Ebit-Multiple-Verfahren als branchenübliches Vergleichsverfahren darstellten. Bei Letzterem sei insbesondere die Schulden- und Cash-Freiheit in die Wertermittlung einzubeziehen. Mit Blick auf die Finanzierbarkeit des Kaufpreises, die maßgeblich ist, den Wunsch des Verkäufers durchzusetzen, erläuterten sie Ansätze der Besicherungsmöglichkeiten sowie die Möglichkeit von Sale and Lease Back-Strukturen zur Erweiterung der Finanzierungsfaszilitäten. Sie gaben den wertvollen Tipp, dass sich bei Transaktionsfinanzierungen das Unternehmensrating verschlechtern könne, was zu berücksichtigen sei. Zu berücksichtigen sei auch, dass Unternehmensverkäufe häufig „opportunistisch“ zustande kämen, also regelmäßig eine langfristige Vorbereitung fehle. Diese sei aber notwendig, um die Transaktion zum bestmöglichen Erfolg zu führen. Insofern sei die Zeitschiene des Transaktionsprozesses immens wichtig.

Sie endeten ihren spannenden Vortrag mit dem Hinweis, dass in den Vertragswerken und psychologisch sichergestellt sein sollte, dass „altes Wissen“ im Unternehmen gesichert bleibt, beispielsweise durch Einbindung des Verkäufers oder durch Prämien gegenüber den Key-Mitarbeitern. Hier würden auch Besserungsklauseln zur gemeinsamen Abschöpfung des künftigen Ertragspotentials motivierend auf den Verkäufer wirken können, sollte dieser sich auf eine solche Klausel einlassen und fortan dem Unternehmen sein Know-how weiter für eine gewisse Zeit zur Verfügung stellen können.

Nach der Mittagspause übernahm Herr Carsten K. Rath das Mikrofon und griff das Thema des Unternehmensverkaufs aus praktischer Selbsterfahrung auf. In einem spannenden Interview mit Frau Dr. Viola Fromm berichtete er über seine Herzensangelegenheit, die Gründung der Kameha-Gruppe mit dem Ziel – und das war seine Motivation – neue Fashion mit dem Service-Excellence-Gedanken der alten Hoteldynastien zu verbinden. Kameha (übersetzt: der Einzigartige) war die Lösung, unter der die Hotelgruppe erfolgreich werden sollte und wurde. Allerdings berichtete Herr Rath auch von schlechten Verträgen, die er als Gründungsgesellschafter anfänglich geschlossen hatte, da er zu sehr auf das Produkt konzentriert gewesen sei. Hierdurch habe er viel positive Energie und Geld verloren, zugleich aber die Erkenntnis gewonnen, dass der partnerschaftliche Umgang wichtiger sei als das Investment an sich. Er würde heute jedem Unternehmer, der Investoren aufnehmen will, raten, die Partnerschaft nicht vom Geldbetrag, sondern vom gemeinsamen Spirit abhängig zu machen. Darüber hinaus habe er als Unternehmer in dem Verkaufsprozess stets gespürt, dass er auch in gewisser Weise für die Zeit nach Vertragsabschluss und Vertragsabwicklung die Verantwortung trage. So sei es für ihn wichtig gewesen, bei der Käuferauswahl eine langfristige Perspektive für „sein Baby“ zu finden, die bestenfalls seinen eigenen Vorstellungen entsprach. In diesem Fall konnte er von Glück reden, das insgesamt Teil seines Erfolges gewesen sei. Denn Erfolg sei eben nicht nur planbar, sondern eben auch teilweise von Zufälligkeiten abhängig, wie beispielsweise die Frage, wann man mit wem zur rechten Zeit am rechten Ort zusammenkomme. Hinsichtlich der Führung seines Personals war es ihm immer wichtig, die Klarheit in Wort und Tat als wichtigste Komponente der Führung zu verstehen. Man stehe hier in einem Leistungsaustausch mit dem Mitarbeiter, der von einem diese Klarheit verlangen könne, womit er aber auch zugleich sich der Verpflichtung unterwerfe, seine Arbeitsleistung entsprechend klar und qualitativ gegenüber dem Arbeitgeber abzuliefern.

Diese Begegnung auf Augenhöhe habe ihm an vielen Stellen zum Erfolg verholfen. Nach dieser spannenden Gesprächsführung las Herr Rath aus seinem Buch „Schluss mit Everybody’s Darling!“ vor, und zwar zu der philosophischen Frage der von ihm genannten „Vergleichsfalle“. Er habe schon früh festgestellt, dass man in unserer Leistungsgesellschaft häufig seine eigene Person und seine eigene Leistung in den Vergleich zu anderen setze, was nicht selten mit Frustration und Unverständnis ende. Für ihn sei dieser Prozess sehr hilfreich im Leben gewesen, wenn er auch anfänglich Enttäuschung und Frustration bedeutet habe, da für ihn klar geworden sei, dass der ständige Vergleich letztlich eine Vergleichsfalle sei, der man nicht auf den Leim gehen sollte. Für ihn sei die Konzentration auf sich selbst wichtiger, was er einprägsam mit der Aussage „Sieger konzentrieren sich aufs Gewinnen, Verlierer orientieren sich an Siegern“ auf den Punkt brachte. Im Kern sei es wichtig, den „golden circle“ ernst zu nehmen, nämlich die Fragen was (verkaufe ich), wie (verkaufe ich) und warum (verkaufe ich)? Gerade das „Warum“ sei der entscheidende Schlüssel zum Erfolg, also die emotionale Bindung und die Reflektion auf sich selbst, die dann zu einer Einzigartigkeit des Produktes führe, und so die Vergleichsfalle hinter sich lasse. An dieser Stelle sollte sich jeder Unternehmer die Frage stellen, was der Kunde letztlich von im Unternehmen getroffenen Entscheidungen habe. Die Kundenerwartung sei oberstes Kredo bei der Entscheidungsfindung, was häufig außer Acht gelassen werde. Für ihn seien daher die eigenen Werte eines Unternehmens der Erfolg in der Zukunft; ebenso die Gemeinschaft und die Persönlichkeit des Unternehmens, nicht mehr so, wie bisher, der Gewinn oder der Umsatz. Im Übrigen sei es wichtig, Professionalität mit Herzlichkeit zu paaren, da sie ansonsten bloße Arroganz sei. Und wer es schaffe, von Querdenkern im Unternehmen zu lernen, dem sei der Erfolg sicher.

Nach dieser imposanten Tour de raison durch ein Unternehmerleben mit Höhen und Tiefen und letztlich viel Erfolg übernahm Frau Gabriele Schlegel das Wort und beschäftigte sich tiefgreifend und sympathisch motivierend mit den Schlüsselqualifikationen im unternehmerischen Umgang. Sie sei der festen Überzeugung, dass Schlüsselqualifikation nicht lediglich ein „soft skill“ sei, sondern ein „hard skill“, der Mehrwert schaffe oder Mehrwert zerstöre. Gerade die Teamfähigkeit sei eine wichtige Kerngröße, die es überhaupt erst ermögliche, Synergieeffekte zuzulassen, um aus 1 + 1 = 3 zu machen. Hier sei Empathie und Vertrauen gefordert, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Auch die Methodenkompetenz zur Unterstützung eines Teams sei eine solche Schlüsselqualifikation, die es innerhalb eines Teams aufzubauen gelte. Hierbei machte sie bewusst, dass sich Vertrauen erst in der Krise zeige, da außerhalb der Krise das Vertrauen allzu oft nur ein Wort sei.

Im Übrigen solle man sich bewusst machen, dass Kommunikation bereits mit den Augen beginne, erst dann ans Ohr gelange und schließlich ins Gehirn. Der Augenkontakt sei der Einstieg in eine gelungene Kommunikation und eröffne erst den Prozess hin zu einer solchen. Dies sei wichtig, da es im Kern kaum rationale Entscheidungen gebe, sondern in der Regel nur rationale Abwägungen. Entscheidungen seien häufig emotional getroffen, und damit nicht selten Auswirkung der gelungenen Kommunikation. Die Nähe zum Gegenüber sei daher die größte Stärke im Geschäftsumfeld und müsse dahingehend genutzt werden, dass zuerst das Verstehen komme, damit man selbst verstanden werde. Die Klarheit, die Carsten Rath in seinem Vortrag als Kraft der Führungsperson beschrieben hatte, unterstrich Frau Schlegel dahingehend, dass darüber eine Kalkulierbarkeit bei den Angestellten entstehen könne, die es erst ermögliche, Vertrauen zueinander zu fassen. Nur wer Menschen wahrnehme, könne die Menschen auch führen, weswegen Frau Schlegel auch das Modell in Schweden bewundere, dass statt eines Meetings (gezwungene Atmosphäre) mehrere Kaffeepausen am Tag stattfänden, in denen hochproduktiv kommuniziert werde. Und im Endergebnis sei eine letzte Schlüsselqualifikation auch die Einstellung zur eigenen Arbeit: Die Arbeit dürfe nicht als Last wahrgenommen werden, sondern als dankbar angenommenes Geschenk, die Welt und sein Umfeld zu verbessern und die eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Den krönenden Abschluss des spannenden Tages bildete Herr Alexander Dörsam, der das hochkomplizierte Thema der Datensicherheit anschaulich und rhetorisch brillant den Teilnehmern gegenüber darstellte. Professionell, wie dies zu wünschen ist, führte er aus, dass Emotionen bei einem Hackerangriff fehl am Platze seien, weswegen er empfehle, im Vorfeld eines solchen Angriffes das Unternehmen einem Stresstest zu unterwerfen, in dem etwaige Angriffe simuliert und Verteidigungsmöglichkeiten eruiert werden. Häufig seien Angriffe unbemerkt, was eine besondere Dramatik in sich trage, da eine Verteidigung überhaupt nicht beginne. Hierauf müsse ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Des Weiteren sei es wichtig, einen Plan zu entwickeln, der im Falle eines Falles die nötige Sicherheit gibt, richtig zu reagieren. Häufigster Angriffsmoment sei ein Denkfehler in der Verteidigungsstrategie. So seien viele Angriffe erst möglich, nicht weil die IT-Struktur lückenhaft sei, sondern weil der Umgang mit Daten offene Tore biete. Häufig sei der Mensch das Problem, nicht die Maschine. Fehlerhaft geöffnete Anhänge, abgefragte Passwörter aufgrund von Phishing-Mails oder Ähnliches seien die einfachsten Methoden, um an interne Unternehmensdaten zu gelangen. Es gebe unendliche Gratisprogramme, die diese kriminellen Machenschaften unterstützten, so dass der Angreifer nicht immer nur ein hochspezialisierter Experte, sondern auch der Schüler von nebenan sein könne.

Die eigene Fehlerkultur im Unternehmen schütze vor solchen Denkfehlern, alleine dadurch, dass den Mitarbeitern die Chance gegeben werden müsse, über Fehler und Auffälligkeiten zu berichten, selbst wenn der Mitarbeiter selbst an dem Problem beteiligt sei. Ziel müsse es sein, die Mitarbeiter so zu sensibilisieren und mit Aufmerksamkeit auszustatten, dass die menschliche Fehlerquote gegen Null sinke. Denn Werkzeuge zur Verteidigung seien oft vorhanden, allerdings falsch eingesetzt. Hierzu gehöre auch die richtige Passwortnutzung, die nicht zu sehr bei Systemen, die nach einer gewissen fehlerhaften Anfrage den Zugang endgültig sperrten, komplex sein müssten, sondern vielmehr bei den Zugangscodes zu internen Netzwerken/Arbeitsplatz. Hier dürfe kein leichtes Passwort eingesetzt werden, da ansonsten zu dem gesamten internen Know-how Tür und Tor offenstehe.

Nach einem prall gefüllten Tag mit Impulsen, die unison zu einer hervorragenden Beurteilung des Seminars geführt haben, dürfen wir uns herzlich bei allen Teilnehmern und Referenten für ihren großen Einsatz, für die offene Kommunikation und das wertvolle Netzwerk bedanken. Wir freuen uns darauf, im nächsten Jahr zum Jubiläum im Brenner’s Parkhotel einzuladen.

190407_KS_ Fromm_Abend_04 190407_KS_ Fromm_Abend_10 190407_KS_ Fromm_Abend_105
190407_KS_ Fromm_Abend_117 190407_KS_ Fromm_Abend_124 190407_KS_ Fromm_Abend_141
190407_KS_ Fromm_Abend_147 190408_KS_ Fromm_04 190408_KS_ Fromm_30
190408_KS_ Fromm_37 190408_KS_ Fromm_49 190408_KS_ Fromm_109
190408_KS_ Fromm_141 190408_KS_ Fromm_155 190408_KS_ Fromm_170
190408_KS_ Fromm_175 190408_KS_ Fromm_181 190408_KS_ Fromm_189
190408_KS_ Fromm_213 190408_KS_ Fromm_232 190408_KS_ Fromm_255
190408_KS_ Fromm_256 190408_KS_ Fromm_278 190408_KS_ Fromm_289
190408_KS_ Fromm_344 190408_KS_ Fromm_353 190408_KS_ Fromm_355
190408_KS_ Fromm_362 190407_KS_ Fromm_Abend_15

 

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