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Rückblick: Mehr im Brenners – das erfolgsorientierte Unternehmerseminar in Baden-Baden

Unser Unternehmerseminar hat stattgefunden! Wir empfanden es als tollen Erfolg … und Sie (laut den Feedback-Bögen) offensichtlich auch!

Zunächst einmal danken wir Ihnen, dass Sie bei uns waren und sich wiederum haben wohlfühlen können.

Wir haben uns am Sonntagabend, dem 17.04.2016, zum Get Together getroffen und wurden erst einmal verwöhnt von Herrn Dr. Tom Drieseberg, Geschäftsführer der Weingüter Wegeler im Rheingau, einem der bedeutendsten Weingüter im Anbaugebiet Rhein / Mosel, außerordentlich bekannt für seine weltweit beliebten Riesling-Weine (wenn auch nicht nur für diese!).

Herr Dr. Drieseberg ließ uns ein wenig in die Familiengeschichte von Familie Wegeler schauen, die über Jahrhunderte in Koblenz ansässig war und ist und dieses hervorragende Weingut im Lauf der langen Zeiten aufgebaut und entwickelt hat. Wegeler ist ein typisches Familienunternehmen, das zu unserem Unternehmerseminar bestens passt! Die dargebotenen Kreszensen waren erlesen; sie werden und wurden nicht nur von uns, sondern, wie wir hörten, auch von staatsmännischen, ja sogar königlichen Weinverehrern goutiert.

Zugleich konnte uns Herr Kay Jaeger (als Mit-)Inhaber der Uhrenmanufaktur Jaeger & Benzinger sein Zeitverständnis erläutern, das er als Uhrenfachmann natürlich über den allgemein geläufigen Rahmen hinaus interpretieren konnte. Selbst Anleihen bei den genialen Atomphysikern Einstein und Steve Hawkins waren Gegenstand seiner Betrachtung zur Unterschiedlichkeit der Zeit, die keineswegs universal statisch ist. Erst in seinen Chronometern fängt er die Zeit ein und eint sie auf einen für uns nachvollziehbaren – und damit allgemeingültigen – Zeitpunkt.

Nach diesem gelungenen Start haben wir dann am Montagmorgen noch einmal „offiziell“ unsere Gäste begrüßen können, darunter „alt bekannte“ Gesichter sowie neue Teilnehmer mit ebenfalls interessanten Familien-Unternehmungen, und vor allem großartige Referenten!

Herr Dr. Rüdiger Fromm eröffnete den Seminartag, gab dann die Leitung und Moderation der Tagung ab an seine Schwiegertochter Frau Dr. Viola Fromm, die anschließend und fortan in glänzender Manier – keineswegs nur als „Blondie“ wie die von ihr selbst berufene Frau Hunziker – mit Scharfsinn und Humor durch den abwechslungsreichen Tag führte.

 

1.

Zunächst legte Herr Folker Hellmeyer, Chef-Volkswirt und Chef-Analyst der Bremer Landesbank, los und erweiterte mit einem Feuerwerk aus Zahlen und Fakten unser aller Verständnis „für die aktuellen Entwicklungen des Globalmarktes“:

Er beanstandete, dass die Finanzwissenschaftler und Weltökonomen praktisch Konjunkturverläufe lediglich zur Kenntnis nähmen und opportunistisch im Gleichlauf zur Politik diese lediglich mit „Beibehaltungsmentalität“ interpretierten, anstatt sich auf Aristoteles zu besinnen, der schon vor rund 2.000 Jahren klarstellte: Wer Strukturen verändert, muss auch Staatshaushalte verändern! Hellmeyer rügte, dass die Politiker Strukturen zwar ständig – aber eben nur kosmetisch – abänderten, die Staatshaushalte dessen ungeachtet aber so fortbildeten, als wäre alles beim alten: Entscheidende (notwendige) Änderungen unterbleiben!

Er beurteilte unter anderem das Risiko des Brexit als Teil einer gefährlichen Entglobalisierung, der nichts anderes sagt, als dass kein Vertrauen der Akteure in Europa in den gemeinsamen Markt vorhanden sei, wodurch erst recht die aufstrebenden Länder natürlich nicht gerade motiviert würden, ihr Vertrauen in den Westen zu setzen. Er rügte UK als illoyalen Partner in der EU, für die alle ihre unbeschränkten Eigenständigkeiten aufgeben müssten, UK stattdessen nur die Vorteile für sich bewahren wolle, ohne seine Eigenständigkeit einzupassen.

Hellmeyer warnte, dass die Entglobalisierung zwingend zu heterogenen egozentrischen Politikansätzen führen werde! Der wirtschaftliche Schaden sei immens!

Die ökonomische Welt zeigt insbesondere am Beispiel der Anhängerstaaten des „Süd-chinesischen Meeres“ (Shangai-Cooperation-Organisation, SCO), dass sich die Ostachse verstärken wird, die die bestehende Westachse EU mit USA durchaus hinter sich lassen, sogar überholen kann. Das müsse Deutschland und insbesondere die EU erkennen: Sie muss gewarnt sein, nicht weiter nur und fokussiert auf die USA zu setzen, die gerade ein in der Entwicklung wirtschaftlich schwaches Land seien, wogegen die SCO-Staaten wachsen und in Devisen schwimmen.

Die USA enttäuschen in ihrer Wirtschaftsentwicklung, China, das in der (west-orientierten) Presse offiziell bedauert wird, weil es „nur“ 6 % Wachstum mache, wird weiterwachsen, freilich unter Beibehaltung des Regimes (unter Vermeidung westlicher Ansätze zur Zwangsdemokratisierung), und Erfolge für den östlichen Teil der Welt präformieren.

Die EURO-Zone wird in 2016 ein bereinigtes Plus im Primärhaushalt von 0,8 % verwirklichen, wogegen die USA, Japan und UK durchgängig Negativergebnisse hinlegen. Selbst die europäischen Krisenländer Italien, Spanien, Portugal haben positive Primärhaushaltsentwicklungen vorzuweisen, nur Frankreich hinkt noch etwas den anderen Staaten hinterher.

Herr Hellmeyer kam auf die „hidden champions“ zu sprechen: Diese weltweiten     „Bestunternehmer“ sind fast zur Hälfe vor allem in Deutschland ansässig (1307 von insgesamt 2734), wogegen die USA (als nächstgrößter Beherberger von hidden champions) gerade einmal 366 solcher Spitzenunternehmen aufzuweisen hat! Die EURO-Zone ist Meistersitz für hidden champions und bietet damit das größte Fortentwicklungspotential gegenüber der restlichen Welt.

In seinen Charts zeigte Herr Hellmeyer deutlich auf, wie risikobelastet die USA wirtschaftlich in der Welt positioniert sind, die doch so tun, als müsste die gesamte Welt sich nach ihnen richten! Dabei nimmt ihre Verschuldung zu, ihre Wirtschaftsleistung nimmt ab, Auftragseingänge sind schwindend, Handelsentwicklungen stagnierend, was man gerade von dem von den USA als Risikoland bezeichneten China nicht sagen kann!

Die weltweiten Aktienmärkte werden wieder wachsen; der DAX sei deutlich unterbewertet; dagegen sind die Aktienmärkte in USA überbewertet. Der DAX wird sich in 2016 wieder auf rund 11.000 Punkte (oder mehr) erholen und damit realitätsnäher den wahren Wert ausweisen, der Goldpreis wird von derzeit 1.200,00 EUR/Unze auf 1.400,00 EUR zulegen, die sonstigen Rohstoffpreise wachsen ebenfalls. Hellmeyer empfiehlt, bezüglich der Anlage in Edelmetalle einfach den großen Ländern China, Indien und Russland zu folgen, die Goldkäufe tätigten: Die wüssten, warum! Der EURO wird sich im Verhältnis zum US-Dollar auf 1,20 entwickeln!

Wie immer, hat Herr Hellmeyer sich nicht gescheut, ganz konkrete Prognosen zu geben, die ihn überprüfbar machen, wobei der Blick in die Vergangenheit belegt: Herr Hellmeyer ist kein Hellseher, sondern ein Visionär, der Prognosen fundiert ableitet von Wirtschaftsentwicklungen aus dem Globalmarkt!

2.

Es folgte sodann als politisches Schwergewicht der ehemalige Botschafter, Wirtschaftsgesandte und Vorsitzende des DGAP Forums NRW (Deutsche Gesellschaft für Außenpolitik), Herr Volker Schlegel, der hauptsächlich beanstandete, dass der ins Ausland strebende Mittelstand hoffnungslos überfordert sei, von dem man erwarte, dass er alle Zollbestimmungen kennt, ihre strafrechtliche Relevanz beachtet, und dennoch trotz aller Überreglementierung in der Lage ist, sich weltweit (wie es geschieht) zu behaupten und zum Champion zu werden. Auch die innerstaatliche Überbürokratisierung, die der Mittelstand zu beachten habe, bemängelte er und nannte als Beispiel u.a. neben dem Steuerrecht, das Arbeitsrecht mit den Anforderungen hinsichtlich Mindestlohn und Leiharbeit. Die Politik muss daher die Wirtschaft durch klar verständliche und möglichst einfache Regeln entlasten, die Gesetzgebung muss „laienverständlich“ werden, um die Ressourcen der Bundesrepublik im internationalen Wirtschaftsranking zu halten bzw. zu heben und die Wirtschaft nach vorne zu bringen. Nur so werden Juniorchefs bereit sein, in die Nachfolge einzutreten; und nur so wird der Mittelstand weiterhin wachsen und sich internationalisieren können.

Sodann haben Herr Hellmeyer und Herr Schlegel zusammen mit Dr. Rüdiger Fromm eine kurze Diskussionsrunde veranstaltet zum Thema: TTIP, Freihandel, Russland & Co.

Herr Hellmeyer zeigte sich als grundsätzlicher Gegner eines – wie es ihm jetzt noch scheint – schwach, widersprüchlich und nicht verständlich ausgehandelten TTIP-Abkommens zwischen den USA und der Europäischen Union, dem Herr Schlegel aber abmildernd widersprach: Die Kritikpunkte waren insbesondere die mangelhafte Mitwirkung und Einbeziehung der Parlamente, wobei aber beide darin übereinstimmten, es müsse mehr Sachverstand aus der Wirtschaft selbst in die Gremien getragen, und nicht von Politikern vorgegeben werden, damit mehr praktisch Erfahrung einließen und Theorielösungen vermieden würden. Problematisch sei insbesondere auch die Schiedsgerichtslösung, die aber – so Herr Schlegel – verbessert worden sei und die – so Dr. Fromm – letztlich doch nicht den Teilnehmer am TTIP innerstaatlich hindere, nach den geltenden Gesetzen des jeweiligen Handelsstaates zu handeln anstatt sich von international fremdbesetzten Schiedsgerichten ein nationales Handeln vorschreiben zu lassen. Die Gefahr wird überdimensioniert, wie die vielen Handelsabkommen belegen, in denen Schiedsvereinbarungen bislang überhaupt nicht zu Streitigkeiten (nennenswerter Art und Zahl) geführt haben. TTIP kann Wachstum und Wohlstand fördern, muss freilich „beobachtet“ werden!

Es wurde nochmals die Kritik laut, der Westen, namentlich die EU und die Bundesrepublik, seien zu stark USA-orientiert ausgerichtet, was dazu führe, dass man den Osten (Russland und SCO) sträflich vernachlässige (wie z.B. die wirkungslose Sanktionspolitik gegen Russland belege):

Ein Hörer aus dem Auditorium, Herr Wydra, Familienunternehmer aus dem Raum München, schilderte seine persönliche und seit Jahrzehnten gesammelte Erfahrung mit Russland und den dortigen Marktgegebenheiten, die er lobend als ehrlich, einschätzbar und unternehmensfreundlich bezeichnete: USA hätten dagegen primäre, gar geopolitische Ziele im Visier, um ihre angemaßte Dominanz in der Weltwirtschaft zu bewahren, was auch seitens der Referenten beanstandet wurde.

Geboren wurde die Idee, unmittelbar die zuständigen Politiker für Mittelstandspolitik, den Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU Bundestagsfraktion, Herrn Dr. Michael Fuchs, Schulkamerad von Rüdiger Fromm, sowie Frau Julia Klöckner, Studienbekannte von Viola Fromm, im Namen der Seminarteilnehmer anzuschreiben, damit sie vielleicht beim nächsten Mal (beim jetzigen Mal hat es nicht geklappt) an unserem Seminar teilnehmen können, um in dieser Diskussion ihre politische Stimme zu Gewicht zu bringen.

Der Mittelstand jedenfalls will mitartikulieren, wenn er glaubt, betroffen zu werden von Verhandlungen, die geführt werden durch Politiker, die nicht in gleichem Maße im Geschäft stehen, um zu vermeiden, dass an der Realität vorbei geplant wird! Der Mittelstand muss mitartikulieren, wenn er weiterhin eine (die!?) Säule der deutschen Wirtschaft bleiben soll, die immerhin rund 99,6 Prozent aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen in Deutschland ausmacht, knapp 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten anstellt und mehr als 80 Prozent aller Auszubildenden ausbildet (IfM Bonn, 2013).

Die nach der Panel-Diskussion gesammelten Punkte sind:

  • Freihandel ja, aber nicht für den Preis außenpolitischer Unmündigkeit!
  • Reformation des Verhandlungsprozesses bei TTIP!
  • Kein Zeitdruck durch Wahlen in den USA!
  • Exportkontrolle / Überprüfung der Sanktionen, deren Grundlagen und Ziele!
  • „One Stop Shop“-Prinzip für Export-Informationen (es gibt keine „Informationsstelle“, um zu erfahren, was zum Export in ein bestimmtes Land erforderlich ist; hier existieren unterschiedlichste Anlaufstellen für unterschiedliche Länder mit zum Teil unterschiedlichen Informationen)!
  • Entbürokratisierung / Vereinfachung mannigfach gesetzlich vorgeschriebener unüberschaubarer nicht bewältigbarer und zum Teil nicht nachvollziehbarer Pflichten (u.a. arbeits- und sozialrechtliche Belange; Umweltauflagen; steuerliches Dickicht)!
  • Mehr Anhörung des Mittelstands hinsichtlich praktischer Erfahrungen!
  • Mittelstandsbeteiligung zumindest im Gleichrang mit Großkonzernen!

4.

Im Anschluss daran stellte Herr Tsao-Adolphs das von ihm verfasste Buch „Unternehmenszerstörer“ vor, in dem er anhand einer wahren Geschichte (wohl verfremdet) darstellte und schilderte, wie Banken, Finanzbehörden und Fremdmanager versucht haben, aus einem tragischen („ungeregelten“) Unternehmertod Kapital zu schlagen und letztlich die Firma zu zerstören: Nur enormer, in alle Richtungen gehender Widerstand hat die Firma am Leben erhalten können, die heute wieder kräftig prosperiert! Das Buch ist sicher ein „Muss“ für jeden, der glaubt, die Unternehmensnachfolge sei doch nur ein theoretisches Problem für andere, nicht für ihn: Er wird eines Besseren belehrt! Das Buch belegt, dass die Unternehmensnachfolge das Kernproblem eines jeden Familienunternehmers ist, das er lösen muss und das er nicht aus Nachlässigkeit (oder Leichtfertigkeit) Leuten überlassen darf, die ihre eigenen Interessen denen der Unternehmerfamilie voranstellen.

 

5.

Nach der Pause übernahm dann Frau Gabriele Schlegel, die Expertin für Business Behaviour und interkulturelle Kommunikation sowie Handelsblatt-Expertin, das Wort und beschäftigte sich mit dem Thema „Sicherheit, Souveränität und Werte im Finanzmarkt“!

Sie drückte zunächst ihr Unverständnis darüber aus, dass eine „große deutsche Bank“ im letzten Jahr einen Wertewandel erklärt hat, dass sie nun „Integrität, nachhaltige Leistung, Kundenorientierung, Innovation, Disziplin und Partnerschaft“ anstrebe. Frau Schlegel disqualifiziert diese pompöse Ansammlung von Selbstverständlichkeiten letztlich als Armutszeugnis der Bank! Sie definiert und fordert auch für den Finanzbereich oder gerade für diesen Authentizität der handelnden Personen, die zu Kompetenzvertrauen und Beziehungsvertrauen führe, weil vor allem nur so ein werteorientiertes Verhalten gegenüber dem Kunden belegt werde.

Wie immer, beschäftigt sich Frau Schlegel natürlich auch mit den Interaktionen zwischen Kunden, Mitarbeitern und Vorgesetzten, und stellt heraus, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiter wahrnehmen und fördern müssen, um im Gegenzug deren Anerkennung und Respekt zu erlangen. Zwischen ihnen muss ein „Wir-Gefühl“ entstehen, das sich beispielsweise im Zuhören ausdrückt, welches ein Zeichen der Wertschätzung ist, und zwar jedem Menschen gegenüber! Es darf auch nicht so sein, dass der Vorgesetzte stets den Mitarbeiter auf Schritt und Tritt in seinen Entscheidungen „kontrolliert“, sondern er muss ihm das Vertrauen auf reales und konstruktives Mitwirken im Rahmen des Gesamtunternehmens zutrauen und darauf vertrauen.

Insbesondere müssen Vorgesetzte Vorbilder sein, die nachahmenswert sind.

Die Thesen von Frau Schlegel sind und klingen selbstverständlich, wer sie aber in der Realität überprüft, wird häufig feststellen, dass diese „Selbstverständlichkeiten“ tatsächlich missachtet (oder vernachlässigt) werden.

 

6.

Im weiteren Anschluss haben dann die Dres. Andreas und Michael Fromm kurz referiert zu Gesellschafterstreitigkeiten einerseits und zu der neuen Erbschaftsteuerreform andererseits:

Herr Dr. Andreas Fromm schildete mehrere Gesellschafterstreitigkeiten, in denen er hervorhob, dass der Berater langfristig im Streit vorausahnen muss, wohin die Gegenseite sich bewegen wird, um hier prospektiv darauf zu reagieren und die Interessen seiner Partei bestmöglich zu wahren.

Er stellte vor allem heraus, dass es nicht reicht, bloß „Ping Pong“ mit dem gegnerischen Anwalt zu spielen, sondern der Gesellschafter, der etwas erreichen will, muss aktiv sein Ziel vor Augen halten und den Gegner in sein Spiel zwingen! Anknüpfungspunkte gibt es, wie dargestellt, ausreichend! Nur dann, wenn ihm die Führungsrolle im Gesellschafterstreit zugewachsen sein wird, wird er auch reüssieren.

Herr Dr. Michael Fromm erläuterte die Entwürfe seitens der Bundesregierung und Gegenentwürfe seitens der Länder (im Bundesrat), wie denn das neue Erbschaftsteuerrecht, das per 30.06.2016 gemäß den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts vom 17.12.2014 in Kraft gesetzt worden sein muss, aussehen könnte. Er verwies darauf, dass es zahlreiche Stellungnahmen gebe, aber auch zahlreiche Bedenken der Praktikabilität (gerade bezüglich der von den Ländern vorgelegten Gegenentwürfe), wie z.B. eine geradezu absurd lange Überwachung bei Übergaben begünstigter Familienunternehmen, bei denen etwa die Beschränkung der Gesellschaftsrechte auf Gewinnteilhabe und Ausschüttungen und Realisierung aus Anteilsveräußerungen gemäß Vertrag 10 Jahre vor dem Fall und 30 Jahre danach von der Finanzverwaltung observiert würden. Das sei gar nicht exekutierbar!

Im Einzelnen kann man die Darstellungen zur Erbschaftsteuer in Kürze wie folgt zusammenfassen: Es bleibt bei Begünstigungen von Unternehmen durch 85 %-ige Verschonung, aber auch durch Optionsverschonung zu 100 % mit unterschiedlichen Vorgaben zu Behaltefristen und Lohnsummen. Es bleibt bei den Bewertungsverfahren, wenngleich hier Bewegung (seitens Bayern) aufgetreten ist, dass die Bewertungen „eingefangen“ werden, damit sie gerade in der Nullzinsphase nicht ausufernd zu irrationalen Unternehmensbewertungen führen können.

Dr. Michael Fromm verweist darauf, dass bei begünstigten Betrieben die Lohnsumme zu 400 % bei der Regelverschonung (15 % Versteuerung des Wertes) und zu 700 % (bei der Nulloption) eingehalten werden müssen, wobei der Gesetzgeber hier eine nicht unproblematische Verschlechterung der Lohnsummenregelung gerade für kleine Unternehmungen vorsieht.

Er geht darauf ein, dass bei Unternehmenswerten jenseits der 26 Mio. EUR (nach heutigem Basiskapitalisierungszins schon erreicht bei einem Unternehmensgewinn von 1,5 Mio. EUR p.a.) eine Bedürfnisprüfung stattfinde, ob denn der steuerpflichtige Unternehmensnachfolger seine Steuer zahlen könne: Er müsse sein jetziges und künftiges Privatvermögen dazu angreifen. Das geht weit über das hinaus, was das Bundesverfassungsgericht überhaupt ausgeurteilt hat.

Alternativ dazu steht das sogenannte Abschmelzmodell für höherwertige Unternehmen, das aber in seiner endgültigen Ausgestaltung auch heute, zwei Monate vor Erreichen des vom Verfassungsgericht gesetzten Änderungstermins, noch nicht endgültig abzusehen ist. Es wurde deutlich, was sowohl Herr Schlegel als auch Herr Hellmeyer eingangs beanstandet haben: Die Politik verhindert mittelständische Optimierungsentwicklungen infolge des vorgegebenen Unverständnisses! Der Mittelstand muss selbst aktiv werden (wie wir dies oben bereits beschlossen haben)!

7.

Nach der Mittagspause berichtete dann der Unternehmer Gerhard Kränzle, wie er die am Boden liegende Produktionsfirma Atelier Gardeur (die traditionsreichste Hosenmarke Deutschlands) wieder in mühsamer und mutiger Fleißarbeit mit seinen Mitarbeitern revitalisiert und in den Markt zurückgebracht hat. Mit klarer Positionierung der Kernzielgruppe, mit zutreffender Qualifizierung des Kundentyps und Einschränkung der Warenproduktbreite hat er den Restart 2011 mit seinen Mitarbeitern aus eigener Kraft geschafft: Aus seinem Bericht wurde die unternehmerische Begeisterung deutlich, mit der Herr Kränzle sein Ziel verfolgt hat, wobei ihm seine Mitarbeiter nicht nur zur Seite standen, sondern in die Markenstrategie fest eingebunden waren und werden. „Eine Marke geht in den Köpfen der Mitarbeiter kaputt, nicht am Markt“, lautet seine Erfahrung. Demzufolge hat er mit den Mitarbeitern hart am Wandel der Marke gearbeitet und mit ihnen gemeinsam die „Re-Eroberung“ des Marktes geschafft, der schon verlorengegangen zu sein schien. Gardeur ist heute wieder wer – das Unternehmensprofil wurde von dem, der das Unternehmerprofil dazu verkörperte, eindrucksvoll allen Zuhörern nahegebracht!

 

8.

Im Anschluss daran referierte Herr Dr. Jörg Haas über den Mittelstand 4.0 durch Digitalisierung, indem er das Cloud-Computing darstellte, interpretierte, auf Gefahren, vor allem aber auf ungeahnte Chancen hinwies und letztlich doch die längst begonnene Dematerialisierung, die durch die Digitalisierung zwingend eintreten wird, schilderte und aufwies, dass der, der sich dem nicht anschließen werde, keine Chance auf langfristige Marktteilhabe genießen werde („Wer zu spät kommt, ist ausgeschlossen“).

Die Ausführungen zur digitalen Welt 4.0, in der die menschenlose Aktivität und Automation den Markt bestimmen wird, sind zwar irritierend, zeigten aber auf, dass „on demand“ praktisch alles abgerufen werden kann, weil die Cloud unbegrenzte Massen an Daten und Möglichkeiten beherberge, die jedem digitalen Marktteilnehmer für berechenbare Kosten zur Verfügung stehen.

Was durch die Digitalisierung zudem an physischen Materialien und Zeit eingespart werden kann, ist immens (vgl. heutzutage bereits das Mobiltelefon und was darin alles steckt oder was benötigt würde, wenn man Emails in Papierform verschicken, aufbewahren und suchen würde!). Vor 10 Jahren hätte wohl kaum jemand so weit gedacht. Denken wir 10 Jahre weiter! Der Mittelstand muss sich mehr denn je fragen, wie er diese Digitalisierung ins Büro transportiert bekommt. Eine Lösung dafür gibt es immer (so Dr. Haas). Die Gefahr der Verletzung von Persönlichkeitsrechten sah Herr Dr. Haas zwar als gegeben an, meinte aber, dass dies den Markt nicht aufhalten könne. Diese neue Welt ist eben eine virtuelle, automatisierte und dematerialisierte Benutzersphäre mit vielen Chancen für den Mittelstand 4.0, die – hoffentlich – nur zum Wohl der Menschen eingesetzt wird (was wohl die größte Herausforderung werden dürfte).

Demnach: Betriebe sollten und dürfen die Marktrevolutionierung keinesfalls verpassen; verhindern werden sie es jedenfalls nicht mehr (so Dr. Haas). Denn wir haben bislang nur den langsamen und mühevollen Anfang der Digitalisierung erlebt, die Entwicklung geht viel schneller voran!

 

9.

Nach dieser Schilderung der „neuen Welt“, die auf den Mittelstand zukommen wird, übernahm dann der Anlagespezialist Uwe Braun den Part, Anlagestrategien mit Mehrwert vorzustellen:

Er betonte zunächst einmal die Sorgfalt seines Unternehmens, entsprechende Investments am Markt zu identifizieren, wobei er sich dann im Wesentlichen der Attraktivität von Aktien zuwandte: Aktien bieten auf lange Sicht überwiegend ein hoch attraktives Chancen-Risiko-Verhältnis. Allerdings muss die Aktienselektion wertorientiert sein, d.h., die Aktien, die ins Portfolio genommen werden, müssen zum einen die Qualität der Unternehmen repräsentieren, die über lange Jahre der Entwicklung ihren Marktwert bewiesen, die Rentabilität bei stabilem Wachstum erzielt haben. Dies zeigte er am Beispiel der Unilever-Aktien, wozu immerhin 400 Marken mit Produkten aus dem Alltagskonsum zählen (ohnehin der Wirtschaftsbereich, der in jedem Fall wachsen wird: Denn der Basis- und Allgemein-Konsum wird weiter zunehmen und ein Wachstumstreiber auch in 2016 sein).

Herr Braun zeigte auf, wie die Portfolios, die in die Anlagestrategie aufgenommen werden, sich zusammensetzen; er betonte, dass der Anlagenberater „nicht spekuliere, sondern investiere“, indem er den Fokus auf qualitativ hochwertige Investments lege, nachhaltig vielversprechende Dividendenstrategien beobachte und Klumpenrisiken vermeide. Wie Herr Hellmeyer dies schon sagte, ist auch Herr Braun längst dazu übergegangen, seinen Portfolios Gold bzw. Goldminenaktien beizumischen.

 

10.

Den Schlussvortrag hielt der Geschäftsführer der FROMM – CORPORATE FINANCE, Herr Martin Sommer, seines Zeichens auch zugleich Kanzler der Privaten Hochschule IST für Touristik, Sport und Gesundheit in Düsseldorf. Er zeigte, wie eine sogenannte Solvency-Prognose gefertigt wird, die seine Hochschule dem Bildungsministerium jährlich schulde, in der darzustellen ist, dass die Hochschule über genügend Liquidität verfüge, einen einmal begonnenen Studiengang des einzelnen Studenten bis zum Ende und zum Abschluss zu garantieren: Alle Zahlen werden analysiert, gegengerechnet, mit dem laufenden Projekt verglichen, korrigiert, angepasst und letztlich verifiziert, ehe sie dem Ministerium als belastbar für die zukünftige Liquiditätsentwicklung präsentiert werden: Aber wenn diese Zahlen vorliegen, weiß das Ministerium, dass die Liquidität der Hochschule gesichert ist und keiner der angeworbenen Studenten irgendwann ein begonnenes Studium zwangsweise wegen Liquiditätsmangels des Hochschulbetreibers einstellen müsste. Eine interessante Liquiditätsprognoserechnung, die auch in Unternehmen angewendet und praktisch gemacht werden sollte, weil sie auch dem Banker zeigt, dass der Unternehmer positioniert die Zukunft im Griff hält und diese zahlenmäßig beherrscht, was letztlich ihn und die Bank vor Ausfällen schützt.

 

So kann letztlich der, der anhand dieser Solvency-Prognose selbst kritische Situationen im Unternehmen früh diagnostiziert, Schwächen überwinden und sich in die Lage versetzen, Bankenunterstützung à la longue einfordern zu können, die die Banken auch gerne geben, weil ihr Kreditpartner das Geschäft nicht nur in der Vergangenheit beherrscht hat, in der Gegenwart beherrscht, sondern auch in Zukunft nachweislich beherrschen wird!

 

 

Das Seminar schloss dann gegen 17.30 Uhr und wurde, wie sich aus den Bewertungsbögen der Teilnehmer ergibt, als voller Erfolg eingestuft, was uns als Veranstalter stolz macht und anspornt, das Niveau nicht nur zu halten, sondern zu steigern sowie das schon vorhandene Netzwerk von mittelständischen Familienunternehmen zu verstärken. Wir danken allen Seminarteilnehmern und Referenten für ihre Teilnahme, für ihre Mühen, die dazu geführt haben, einen hohen Seminarerfolg zu verwirklichen, der allen hoffentlich einen langfristigen „Mehr“-Wert liefert.

 

Wir freuen uns auf das nächste Jahr und bitten schon einmal zu reservieren:

 

den 02. und 03. April 2017 zu
„Mehr“ im Brenners

 

Bis dahin wünschen wir gute Geschäfte, gute Anlagen, möglichst wenige Enttäuschungen, Durchsetzung und Erreichung Ihrer Ziele, Zufriedenheit, Gesundheit, last but not least den verdienten Erfolg in Ihren (Familien-)Unternehmen!

Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Ihnen allen und grüße herzlich auch im Namen meiner Schwiegertochter, meiner Söhne und aller „FROMMs“

Dr. R. Fromm

 

160417_KS_Fromm 107 160417_KS_Fromm 114
160417_KS_Fromm 66
160417_KS_Fromm 12 (2) 160417_KS_Fromm 76 160417_KS_Fromm 127
160417_KS_Fromm 118 160417_KS_Fromm 132 160418_KS_Fromm 4
160418_KS_Fromm 32 160418_KS_Fromm 58 160418_KS_Fromm 94
160418_KS_Fromm 110 160418_KS_Fromm 141 160418_KS_Fromm 149
160418_KS_Fromm 152 160418_KS_Fromm 162 160418_KS_Fromm 165
160418_KS_Fromm 227 160418_KS_Fromm 229 160418_KS_Fromm 243
160418_KS_Fromm 254 160418_KS_Fromm 259 160418_KS_Fromm 293
160418_KS_Fromm 294 160418_KS_Fromm 132
160417_KS_Fromm 15 160418_KS_Fromm 65 160418_KS_Fromm 144
160418_KS_Fromm 113 160418_KS_Fromm 258 160418_KS_Fromm 284

 

 

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